Bootsleben

Sicherheit an Bord: Was tun bei Sturm und in Notfällen?

Seeleute, die bei stürmischem Wetter Sicherheitsvorkehrungen auf einem Boot treffen. Die Bedeutung von Rettungswesten, sicher befestigter Ausrüstung und Notfallplanung.

Auf See zu sein bedeutet Freiheit und Frieden. Doch diese Freiheit bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Das Wetter kann sich schlagartig ändern, unerwartete Situationen können eintreten. In solchen Momenten die richtigen Schritte zu kennen, anstatt in Panik zu geraten, sichert sowohl Ihre eigene Sicherheit als auch die Ihrer Liebsten. Denken Sie daran, auf See ist der beste Seemann derjenige, der am besten vorbereitet ist. Dieser Leitfaden wurde erstellt, um Ihnen zu helfen, in schwierigen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Teil 1: Vorsorge und Vorbereitung (Um einen Sturm zu vermeiden)

Die beste Sicherheitsstrategie ist, gar nicht erst in eine gefährliche Situation zu geraten. Machen Sie diese drei Schritte vor jeder Fahrt zur Gewohnheit.

Den Wetterbericht prüfen

Verlassen Sie niemals den Hafen, ohne den Wetterbericht zu prüfen. Sehen Sie sich die Wind- und Wellenvorhersagen aus mehreren Quellen wie dem türkischen Wetterdienst (MGM), Windguru und Windy an. Versuchen Sie, die Wetteränderungen auf Ihrer geplanten Route vorauszusehen.

Ihr Boot und Ihre Ausrüstung kennen

Wissen Sie, wo sich Ihre

Sicherheitsausrüstung

(Rettungswesten, Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Kasten, Signalraketen) befindet und wie sie verwendet wird. Prägen Sie sich die Position der Ventile, der Kraftstoffabsperrungen und der Lenzpumpen des Bootes ein. Stellen Sie sicher, dass alles funktionstüchtig ist.

Ein Briefing vor der Fahrt durchführen

Halten Sie ein kurzes Sicherheitsbriefing mit Ihrer Crew oder Ihren Gästen ab. Zeigen Sie den Standort der Rettungswesten und besprechen Sie, wer im Notfall was zu tun hat (auch wenn nur auf grundlegendem Niveau). Dies hilft allen, im Falle einer möglichen Panik ruhiger zu bleiben.

Teil 2: Was zu tun ist, wenn Sie in einen Sturm geraten

Sollten Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in stürmisches Wetter geraten, befolgen Sie diese Schritte ohne Panik:

  • Ruhe bewahren und Aufgaben verteilen: Übernehmen Sie die Führung. Sagen Sie allen, dass sie ihre Rettungswesten anziehen sollen. Ihre Ruhe wird sich auf Ihre Umgebung übertragen.

  • Alles sichern: Bringen Sie alles, was auf dem Deck wegfliegen könnte, wie Kissen, Handtücher oder Gläser, ins Innere oder befestigen Sie es. Stellen Sie sicher, dass auch die Gegenstände im Inneren nicht umfallen können. Schließen Sie alle Luken und Bullaugen fest.

  • Segel reffen: Wenn Sie auf einem Segelboot sind, verkleinern Sie die Segelfläche (reefen Sie), bevor der Wind zunimmt, oder rollen Sie die Segel ganz ein. Bei schwerem Wetter ist es viel sicherer, mit einem kleinen Segel zu fahren als mit einem großen, unkontrollierbaren.

  • Richtige Geschwindigkeit und Kurs: Wenn Sie mit einer Motoryacht oder unter Motor fahren, passen Sie Ihre Geschwindigkeit so an, dass Sie die Wellen am besten abwettern. Versuchen Sie, die Wellen niemals genau von der Seite zu nehmen, da dies das Risiko des Kenterns erhöht. Die Wellen schräg von vorne (etwa in einem 45-Grad-Winkel) zu nehmen, sorgt in der Regel für die stabilste Fahrt. Setzen Sie Kurs auf den nächstgelegenen geschützten Hafen oder eine Bucht.

Teil 3: Weitere Notfallverfahren

Mann über Bord (Man Overboard - MOB)

  1. Melden Sie es durch lautes Rufen: "MANN ÜBER BORD!"

  2. Werfen Sie sofort einen Rettungsring oder einen schwimmenden Gegenstand ins Wasser. Das gibt der Person etwas zum Festhalten und markiert die Stelle, an der sie über Bord ging.

  3. Drücken Sie, falls vorhanden, die MOB-Taste (Man Overboard) am GPS. Dies speichert die Position des Vorfalls.

  4. Beauftragen Sie eine Person damit, ausschließlich die über Bord gegangene Person zu beobachten. Verlieren Sie sie niemals aus den Augen!

  5. Wenden Sie das Boot mit dem sichersten und schnellsten Manöver. Nähern Sie sich der Person von der Leeseite (windabgewandten Seite). Dies verhindert, dass das Boot auf die Person zutreibt.

Feuer

  1. Identifizieren Sie die Brandquelle (Elektrik, Küche, Motor usw.).

  2. Nehmen Sie den richtigen Feuerlöscher und benutzen Sie ihn (P.A.S.S.-Regel auf Deutsch oft als Z.A.S.S. übersetzt: Ziehen, Anzielen, Squeozen/Drücken, Schwenken).

  3. Wenn es sich um einen Motorbrand handelt, unterbrechen Sie die Luftzufuhr zum Maschinenraum und schließen Sie die Kraftstoffventile.

  4. Positionieren Sie das Boot so, dass der Wind den Rauch vom Boot wegträgt.

  5. Wenn das Feuer nicht unter Kontrolle gebracht werden kann, setzen Sie sofort einen Notruf ab und bereiten Sie sich darauf vor, das Boot zu verlassen.

Wassereinbruch im Boot

  1. Starten Sie sofort alle Lenzpumpen (automatische und manuelle).

  2. Versuchen Sie, die Quelle des Wassereinbruchs zu finden (ein beschädigtes Ventil, ein Riss im Rumpf usw.).

  3. Versuchen Sie, das Leck vorübergehend mit Holz- oder Konusstopfen, einem Kissen, einem Handtuch oder einem anderen Material zu verschließen.

  4. Wenn die Situation ernst ist und der Wasserstand weiter steigt, setzen Sie sofort einen Notruf ab und bereiten Sie die Rettungsinsel (Life Raft) vor.

Teil 4: Wie man einen Notruf absetzt (UKW-Funk Kanal 16)

In einem echten Notfall ist der UKW-Funk Ihr wichtigstes Werkzeug, um Hilfe zu rufen. Es gibt zwei grundlegende Rufe: MAYDAY (schwere und unmittelbare Gefahr) und PAN-PAN (dringend, aber keine unmittelbare Lebensgefahr).

MAYDAY-Ruf Format:

  • MAYDAY, MAYDAY, MAYDAY.

  • Dies ist [Bootsname], [Bootsname], [Bootsname]. (Bsp.: Dies ist Blauer Traum, Blauer Traum, Blauer Traum)

  • Rufzeichen. (Bsp.: Tango Charlie 1234)

  • Meine Position... (Lesen Sie Längen- und Breitengrad vom GPS ab)

  • Meine Situation... (Bsp.: Ich sinke / Ich brenne)

  • Benötigte Hilfe... (Bsp.: Ich bitte um sofortige Hilfe)

  • Anzahl der Personen an Bord... (Bsp.: Wir sind 4 Personen an Bord)

  • Weitere Informationen... (Bsp.: Das Boot ist ein 12 Meter langes Segelboot, rote Farbe)

  • ENDE. (Zeigt das Ende des Rufs an)

Warten Sie nach dem Anruf eine Weile auf Empfang, um die Antwort der Küstenwache oder nahegelegener Stationen abzuwarten.

Lebensrettender Tipp: Die Notfalltasche (Grab Bag)

Bereiten Sie an einem jederzeit erreichbaren Ort auf dem Boot eine wasserdichte "Notfalltasche" vor. Darin sollten sich befinden: Fotokopien von Pässen/Ausweisen, ein Handfunkgerät, Signalraketen, ein kleiner Erste-Hilfe-Kasten, Wasser, energiereiche Lebensmittel, eine Taschenlampe, Ersatzbatterien und notwendige persönliche Medikamente. Wenn Sie das Boot verlassen müssen, reicht es aus, diese Tasche mitzunehmen.

Häufig Gestellte Fragen

Ist Sicherheitsausrüstung auf einem Mietboot standardmäßig vorhanden?
Ja, auf allen kommerziell vermieteten (Charter-)Booten ist die gesetzlich vorgeschriebene grundlegende Sicherheitsausrüstung wie Rettungswesten, Rettungsringe, Feuerlöscher, ein Erste-Hilfe-Kasten und Signalraketen standardmäßig vorhanden. Es ist wichtig, dass Sie sich vor der Fahrt bei der Verleihfirma über den Standort und die Verwendung dieser Ausrüstung informieren.
Ist es verboten, bei einer Sturmwarnung auszulaufen?
Solange kein Auslaufverbot für ein bestimmtes Gebiet von den offiziellen Behörden (Hafenamt) erlassen wurde, gibt es rechtlich kein Hindernis. Dies ist jedoch ein extrem gefährliches Verhalten, das niemals praktiziert werden sollte. Als Kapitän ist Ihre oberste Verantwortung die Sicherheit von Ihnen und Ihrer Besatzung. Alle Sturmwarnungen müssen ernst genommen werden.
Wie kann ich Hilfe rufen, wenn ich kein UKW-Funkgerät habe oder es nicht funktioniert?
Obwohl das UKW-Funkgerät die zuverlässigste Methode ist, können Sie in Situationen, in denen es nicht funktioniert, mit Ihrem Mobiltelefon die Küstenwache (158), die Gendarmerie (156) oder die allgemeine Notrufnummer (112) anrufen. Bedenken Sie jedoch, dass Mobiltelefone auf See nicht immer Empfang haben. Darüber hinaus sind Signalraketen oder Rauchsignale, die internationalen Standards entsprechen, wirksame Mittel, um visuell um Hilfe zu bitten.
Was genau bedeutet 'Reffen' bei Segelbooten?
Reffen ist der Vorgang, die Fläche des Großsegels zu verkleinern, um das Gleichgewicht des Bootes bei stärker werdendem Wind zu halten und die Kontrolle zu erleichtern. Dies geschieht, indem der untere Teil des Segels gefaltet und am Baum festgebunden wird oder indem das Segel bei modernen Booten mit Rollreffanlagen teilweise in den Mast gerollt wird. Dies verhindert eine übermäßige Krängung und Belastung des Bootes und sorgt für eine sicherere Fahrt.
Welche Maßnahmen kann ich gegen Seekrankheit ergreifen?
Seekrankheit kann den Reisekomfort und die Sicherheit negativ beeinflussen. Als vorbeugende Maßnahme können Sie vor der Abfahrt nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker Medikamente oder Armbänder gegen Seekrankheit verwenden. Während der Fahrt hilft es im Allgemeinen, den Horizont zu betrachten, an Deck frische Luft zu schnappen, sich in den mittleren Teilen des Bootes aufzuhalten und fettige, schwere Speisen zu meiden.