Planung und Tipps
Der komplette Guide zum Bareboat-Charter: Alles über Ihre Verantwortung als Skipper

Die Entscheidung, ein Boot zu mieten und als Skipper Ihrer eigenen Traum-Blaureise das Steuer zu übernehmen, ist der Beginn eines unvergesslichen Abenteuers. Bedenken Sie jedoch, dass ein Boot ein lebender Organismus mit eigenen Regeln und Dynamiken ist, der sich von einem Hotel an Land unterscheidet. Um einen reibungslosen und angenehmen Urlaub von Anfang bis Ende zu gewährleisten, ist es entscheidend, einige einfache, aber lebenswichtige Regeln zu kennen, die erfahrene Seeleute über Jahre gelernt haben. Betrachten Sie diesen Leitfaden als die wertvollen Ratschläge, die Ihnen ein erfahrener Freund oder Ihr Kapitän geben würde.
Wer kann ein Bareboat chartern? Erforderliche Dokumente und Erfahrung
Ein Bareboat zu chartern erfordert weit mehr als nur ein Auto zu mieten. Charterfirmen wollen sicherstellen, dass die Personen, denen sie ihre millionenschweren Boote anvertrauen, sowohl über die notwendigen Dokumente als auch über echte Segelerfahrung verfügen.
Qualifikationsnachweise (Lizenzen)
Um in türkischen Gewässern als türkischer Staatsbürger ein Bareboat zu chartern, ist mindestens das Amateur-Seefahrer-Zertifikat (ADB) erforderlich. Die meisten Charterfirmen bevorzugen jedoch umfassendere, international anerkannte Zertifikate wie das ICC (International Certificate of Competence) oder den RYA Day Skipper und können diese für Boote unter ausländischer Flagge vorschreiben.
Erfahrungsvoraussetzung: Ihr Segel-Lebenslauf
Ein Dokument allein reicht nicht aus. Die Charterfirma wird Sie bitten, einen „Segelerfahrungs-Lebenslauf“ (Sailing Resume) auszufüllen. In diesem Formular werden Informationen wie die von Ihnen zuvor gesegelten Bootstypen, die befahrenen Gebiete und Ihre Erfahrung in Seemeilen abgefragt. Einige Unternehmen verlangen sogar, dass neben dem Skipper eine zweite Person an Bord über grundlegende Segelkenntnisse verfügt (Co-Skipper). Wenn Ihre angegebene Erfahrung als unzureichend erachtet wird, behält sich das Unternehmen das Recht vor, die Vermietung abzulehnen oder Ihnen einen Skipper zur Seite zu stellen.
Die Verantwortlichkeiten des Skippers: Mehr als nur ein Boot
In dem Moment, in dem Sie die Schlüssel für das Boot übernehmen, lastet die gesamte Verantwortung auf Ihren Schultern. Diese Verantwortlichkeiten lassen sich in vier Hauptbereiche unterteilen.
Rechtliche Verantwortung
Während der Mietdauer sind Sie rechtlich für die Sicherheit des Bootes und aller Personen an Bord verantwortlich. Bei Unfällen, Kollisionen oder Regelverstößen ist der Skipper der erste Ansprechpartner.
Navigation und Sicherheit
Die tägliche Überprüfung des Wetterberichts, die sichere Planung der Route, die Einhaltung der Regeln für Nachtfahrten und die Kenntnis der Standorte und des Gebrauchs aller Sicherheitsausrüstungen (Schwimmwesten, Funkgerät, Signalraketen etc.) sind die Hauptaufgaben des Skippers.
Bootsmanagement
Es wird erwartet, dass Sie sicher in Häfen und Marinas an- und ablegen, die richtige Ankertechnik in Buchten anwenden, die Segel entsprechend den Wetterbedingungen anpassen und einfache Störungen am Boot (ausgelöste Sicherung, verstopfte Toilette etc.) beheben können.
Finanzielle Verpflichtungen
Zu Beginn der Miete hinterlegen Sie in der Regel eine Sicherheitskaution, deren Höhe vom Wert des Bootes abhängt. Während der Fahrt tragen Sie die vollen Kosten für Treibstoff, Liegegebühren in Marinas, Transitlog (falls erforderlich) und Proviant. Im Falle eines Schadens am Boot wird dieser von Ihrer Kaution abgezogen.
Der Bareboat-Charterprozess Schritt für Schritt
Der Prozess umfasst kritische Phasen wie die Vertragsunterzeichnung, die Bootsübernahme und die Rückgabe.
Phase 1: Charter und Vertrag
Nachdem Sie Ihr Boot und die Daten ausgewählt haben, übermitteln Sie Ihre Dokumente an die Firma und unterzeichnen den Vertrag. Lesen Sie vor der Unterzeichnung sorgfältig die Kautionshöhe, den Versicherungsumfang und die Stornierungsbedingungen.
Phase 2: Bootsübernahme (Check-in): Der kritischste Moment
Dieser Prozess dauert etwa 1-2 Stunden und bestimmt das Schicksal Ihres Urlaubs. Während der Mitarbeiter der Firma Ihnen das Boot zeigt, informiert er Sie nicht nur, sondern beurteilt auch Ihre Kompetenz. In diesem Prozess:
Inventarprüfung: Überprüfen Sie, ob alle Küchen- und Sicherheitsmaterialien auf der Ihnen ausgehändigten Liste vollständig und funktionstüchtig sind.
Technische Prüfung: Testen Sie gemeinsam mit dem Mitarbeiter kritische Ausrüstungen wie den Motorstart, die Schalttafel, die Funktionsweise der Toiletten, das Funkgerät und die Ankerwinde.
Schadensfeststellung: Zeigen Sie dem Mitarbeiter alle vorhandenen Kratzer, Dellen und Schäden am Rumpf, an Deck oder an den Segeln und lassen Sie diese im Protokoll vermerken. Machen Sie am besten auch Fotos davon.
Phase 3: Bootsrückgabe (Check-out)
Am Ende des Urlaubs geben Sie das Boot zur vereinbarten Zeit und in der Regel mit vollem Treibstofftank zurück. Der Firmenmitarbeiter (manchmal in Begleitung eines Tauchers) prüft, ob neue Schäden am Boot entstanden sind. Wenn keine Schäden vorliegen, wird Ihre Kaution innerhalb kurzer Zeit zurückerstattet.
Tipps vom erfahrenen Segler
Nehmen Sie sich bei der Bootsübernahme Zeit und stellen Sie jede Frage, die Ihnen in den Sinn kommt. Aus Scheu eine Frage zu einem System oder einer Ausrüstung, die Sie nicht verstehen, nicht zu stellen, kann auf See zu größeren Problemen führen. Das Aufnehmen von Fotos und Videos der bestehenden Schäden bei der Übernahme schützt Sie bei möglichen späteren Unstimmigkeiten. Erwägen Sie außerdem die von Charterfirmen angebotene Option der „Kautionsversicherung“ (Security Deposit Insurance), um Ihr finanzielles Risiko zu reduzieren.